Sex beim Seitensprung vs. Sex in der Beziehung: Welcher ist besser?

Wer hat sie nicht: geheime erotische Phantasien und Wünsche? Manchmal wagen wir nur nicht, sie auszusprechen – und auszuleben. Vielen fällt dies im Rahmen einer Affäre leichter.

Die Macht der Gewohnheit – oder die Macht der Gefühle? Der Sex in einer festen, langjährigen Beziehung unterscheidet sich oft von Sex beim Seitensprung oder im Rahmen einer Affäre. Woran liegt das, und vor allem: Kann man ergründen, welcher Sex lustvoller ist?

Die Sehnsucht nach dem neuen erotischen Kick

Viele sind glücklich mit dem, was sie an Lust und Leidenschaft mit ihrem Partner erleben. Je länger eine Beziehung dauert und je mehr der Alltag Einzug hält, desto wahrscheinlicher wird es jedoch auch, dass man sich nach Abwechslung und neuen aufregenden Erlebnissen sehnt. Für Adrienne (41) bedeutet Sex mit ihrem Ehepartner mittlerweile eher Frust als Lust: „Sex mit meinem Mann ist nicht nur selten, sondern auch zum 08/15-Programm geworden. Dabei würde ich mir wünschen, dass es phantasievoller und leidenschaftlicher zur Sache geht. Dazu müsste man aber über Sex reden, ebenso wie über sexuelle Phantasien. Leider habe ich die Erfahrung machen müssen, dass dies eher mit meiner Affäre möglich ist als zwischen meinem Mann und mir. Wir gehen zwar gemeinsam durchs Leben, geben aber der wundervollsten Nebensache der Welt nicht den Raum, den sie braucht.“ Was Adrienne erlebt, ist kein Einzelfall. Fremde Haut zu spüren, den Reiz des Neuen auszukosten, sich mit jemandem frei von allen Alltagszwängen nur zu einem einzigen prickelnden Zweck zu treffen – all das sorgt dafür, dass uns der Sex beim Seitensprung besonders intensiv und erlebenswert vorkommt. Zumindest dann, wenn man Sex und Liebe voneinander trennen kann: „Ich kann mir nicht vorstellen, mich einem nahezu Fremden so öffnen zu können“, meint Anne (43). „Für mich ist Sex nur in Verbindung mit Liebe und Vertrautheit wirklich erlebenswert, denn nur dann kann ich mich auch wirklich fallenlassen.“ Ob der Sex in der festen Partnerschaft besser ist oder doch der Sex beim Seitensprung, ist also eine ganz individuelle Sache. Ausschlaggebend scheint eher zu sein, bei wem wir unsere Bedürfnisse und Wünsche besser äußern können.

Reden ist Gold – Schweigen allenfalls Silber

Eigentlich sollte man davon ausgehen können, dass gerade innerhalb einer funktionierenden Partnerschaft vertrauensvoll und offen über alles geredet werden kann. Auch über Sex. Dementsprechend müsste dann auch der Sex in der festen Beziehung abwechslungsreich, beglückend und für beide lustvoll und leidenschaftlich sein. Es gibt ja auch viele Fälle, in denen dies so ist. In ebenso vielen Beziehungen wird das Thema Sex aber totgeschwiegen, zum Beispiel aus Schüchternheit oder Scham. Viele Menschen sehen eine hohe Hürde damit verbunden, nach vielen Jahren sexuellen Alltags mit einem neuen Wunsch um die Ecke zu kommen, sie haben das Gefühl, “ich kenn doch meinen Partner … der würde sich erschrecken mit was ich da um die Ecke komme”. Doch noch schlimmer ist häufig der Gedanke, “wenn ich diesen Wunsch äußere, dann wird mein Partner denken, dass er mir nicht mehr genügt, dass er mich nicht mehr ausreichend befriedigt … sicher wird ihn das kränken und dann haben wir nie wieder unbeschwerten Sex“. Die Folge, man zieht sich in die vermeintliche Sicherheit zurück, auch wenn die eigenen Sehnsüchte damit auf der Strecke bleiben. Nur in den seltensten Fällen wird die Sexualität totgeschwiegen weil sie einen Partnerteil schlichtweg nicht mehr interessiert. Doch all diese Konstellationen haben eines gemeinsam, am Ende sorgen sie für Frustration, zumindest bei dem Partner, der seine Herzenswünsche nicht über die Lippen bringt oder dessen Redebedarf nicht registriert oder gar ignoriert wird. Interessanterweise gibt es dieses Problem auf Seitensprungportalen weitaus seltener. Wer hier auf die Suche geht, weiß, dass er Gleichgesinnte trifft, kann bereits vorher in den Profilen stöbern, nach sexuellen Vorlieben selektieren und sich zuerst einmal schriftlich austauschen. Am Ende stößt man unweigerlich auf Gleichgesinnte, gefühlt Seelenverwandte, die genau wissen, wie einem innerlich zumute ist. Das macht es wesentlich leichter, seine sexuellen Wünsche und Phantasien zu äußern. „Eigentlich heißt es von mir, ich sei schüchtern“, erzählt Robert (45). „Ganz von der Hand zu weisen ist das auch nicht. Ruckzuck bekomme ich rote Wangen, wenn mir etwas peinlich wird. Deswegen bringe ich es auch einfach nicht fertig, mit meiner Freundin über meine sexuelle Unzufriedenheit und meine unerfüllten Wünsche zu reden. Die Vorstellung, sie würde mir mit Unverständnis begegnen, nimmt mir jeglichen Mut – und leider weiß ich auch, dass sie diesbezüglich nicht offen ist, wir haben auch nur noch sehr selten Sex. Jetzt habe ich mich aber bei einem Seitensprungportal angemeldet und bin über mich selbst verwundert. Hier habe ich diese Hemmungen nicht, sondern genieße die lustvollen Gespräche und das Gefühl mit meinen Sehnsüchten ganz normal – ja sogar begehrenswert – zu sein.”

Ob Sex beim Seitensprung oder in einer festen Beziehung: Bedürfnisse erkennen ist wichtig

Wer miteinander über Sex reden kann, hat in jedem Fall gute Aussichten, dass das gemeinsame Erleben dann auch viel Lust beschert und die individuellen Wünsche nicht zu kurz kommen. Das gilt sowohl für Sex im Rahmen einer festen Beziehung als auch für Sex beim Seitensprung. Besonders einfach fällt das “darüber reden” übrigens dann, wenn man mit einer neuen Beziehung startet und sich von Anfang an vornimmt sexuelle Offenheit zu kommunizieren und diese in der Partnerschaft aufrecht zu erhalten. Gut möglich, dass man nach einigen Jahren Beziehung aufgrund der Sehnsucht nach Abwechslung vielleicht trotzdem bei einer Seitensprungagentur landet, aber diesmal dann meistens nur deshalb, weil beide Partner für sich entdeckt haben, dass sexuelle Monogamie nicht an die emotionale Monogamie gekettet sein muss und “Halten” manchmal im “Loslassen” zu finden ist. Für mich ist diese Verinnerlichung übrigens das tollste was einem Paar passieren kann. Nicht nur, weil es so viel innerlichen und äußerlichen Konflikten den Raum entzieht, sondern auch, weil es sehr auffällig ist, dass Paare, die dieses Modell für sich entdeckt haben, sehr häufig eine ganz besondere Zufrieden- und Glückseligkeit ausstrahlen, sie wirken irgendwie “angekommen”. Zumindest ist dies die Wahrnehmung in meinem Umfeld und fusst zugegebenermaßen nicht auf wissenschaftlich erfassten Studienergebnissen.

Zuneigung und Sympathie: wichtige Faktoren für guten Sex

Darüber sprechen können ist das eine – Liebe oder zumindest ein hohes Maß an Sympathie und Anziehung sind selbstverständlich ebenfalls wichtige Voraussetzungen für guten Sex. Der klassische One-Night-Stand mit einer bislang unbekannten, fremden Person ist deshalb auch etwas, das die wenigsten Affärensuchenden bevorzugen. Die meisten wünschen sich eine dauerhafte Affäre, in der auch Zuneigung und Sympathie eine Rolle spielen und die genügend Zeit bietet, sich besser kennenzulernen und all seine Träume gegenseitig zu erfüllen. Schließlich findet man erst im Laufe einer Affäre heraus, was den anderen wirklich anturnt, und kann dieses Wissen auch immer wieder einsetzen, um sich gegenseitig zu verwöhnen – oder auch einfach mal miteinander zu kuscheln. Insbesondere vielen Frauen fällt das “fallen lassen” einen Tick leichter, wenn eine gewiße Vertrautheit gewachsen ist. Ähnliche Vorteile bietet natürlich auch die Liebesbeziehung in einer festen Partnerschaft – Sie muss sich allerdings den Herausforderungen des Alltags und der einkehrenden Monotonie stellen. Nur wenige Affären dauern so lange, dass sie von diesen Herausforderungen ebenfalls betroffen sind, aber ja, zumindest manch eine Geliebte oder ein Geliebter kennt sie ebenfalls.

Wo gibt’s ihn nun, den besten Sex?

Ob Sex beim Seitensprung oder in einer Beziehung: Spaß im Bett ist immer möglich – vorausgesetzt, wir können unsere Wünsche und Phantasien äußern, aber auch die des Partners wahrnehmen und ihm mit Aufmerksamkeit und vor allem auch Offenheit begegnen. So bestehen Liebe, Lust und Leidenschaft wie das ganze Leben aus Geben und Nehmen. Und die Faktoren, die uns darüber entscheiden lassen, welcher Sex der bessere ist, begründen sich nicht in der Form der Beziehung, die man zu seinem Sexpartner hat, sondern darin, wie man miteinander umgeht, was man miteinander erlebt und wie groß die Schnittmenge der lustvollen Vorlieben und Träume ist. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen von ganzem Herzen ein lustvolles und zufriedenes Leben, ganz egal wie Ihr persönliches Beziehungsmodell aussieht!

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